Wow, was ist das doch für eine heiße Diskussion, welche auf einem meiner Lieblingsblogs, Journelles, zum Thema Look Alikes und Fakes geführt wurde. Selten habe ich so differenzierte, fundierte und teilweise leider auch unfaire Kommentare gelesen, wie unter diesem Beitrag. Vor allem haben mir die Kommentare allerdings selbst sehr stark zu denken gegeben. Ihr wisst, auch ich habe eine gespaltene Meinung zum Thema Look Alikes. War ich bis vor kurzem noch strickt dagegen, stand ich der Sache zuletzt eher offen gegenüber. Ich selbst habe mir in jüngster Zeit einige offensichtliche Nachbildungen sehr bekannter Designer zugelegt und habe bestimmt auch viele Teile im Schrank, von denen selbst ich nicht weiß, ob es sich dabei nun um Look Alikes handelt oder nicht. Um diese Diskussion richtig führen zu können muss man aber zunächst die Begrifflichkeiten klären:
Fake, Look Alike oder ähnliches Design
Zu Beginn dieses Beitrags möchte ich betonen, dass es sich hierbei um meine persönliche Meinung und Einschätzung handelt. Es ist keine wissenschaftliche Abhandlung o.ä. Nagelt mich deshalb bitte nicht auf einzelne Definitionen fest.
Um darüber diskutieren zu können, was wir da denn nun alle täglich tragen oder nicht tragen, möchte ich kurz darstellen was als Fake oder Look Alike gilt:
Fake
Bei einem Fake oder Plagiat handelt es sich um eine exakte Kopie des Originals. Also das, was man häufig auf den von mir so geliebten Marktbesuchen im Ausland, oder von diversen Strandhändlern unter die Nase gehalten bekommt. Eine Louis Vuitton Tasche mit Label, Namen versehen, exakt dem gleichen Muster etc. für schlappe 20 Euro. Ihr wisst, was ich meine. Das Handeln mit solchen, offensichtlich gefakten Waren, ist meines Wissens strafbar. Gefälschte Ware wird beispielsweise auch vom Zoll einbehalten, sollte diese entdeckt werden.
Look Alike
Dann gibt es unzählige Look Alikes. Diese ähneln dem Original sehr stark, aber eben nicht exakt. So steht beispielsweise nie der echte Name auf dem Produkt und auch ansonsten sieht man häufig kleine Abweichungen in Details. Was nun ein Look Alike ist und was nicht, ist bei einem Großteil der Waren für Laien mittlerweile fast nicht mehr auszumachen. Große Modeketten kopieren für ihre Kollektionen zum Teil 1:1 von bekannten Designern. Dabei sind die Teile oft schneller vom Laufsteg im Laden als bei den Designern selbst, denn die Ketten haben viel schnellere und kürze Produktionsketten. Das ärgert die Designern natürlich einerseits extrem. Andererseits sehen es, wie ich gelesen habe, manche auch als Ehre und freuen sich, dass ihre Designs so gut bei der Kundin ankommen.
“Offensichtliche” Look Alikes
Um die Diskussion einzuschränken möchte ich hier gerne von “offensichtlichen” Look Alikes sprechen, welche zumindest gut bis mittel gut informierte Modeinteressierte, sofort als solche ausmachen. Ein gutes Beispiel hierfür sind die immer noch allseits beliebten Chanel Two Tone Pumps. Auch ich habe mir ein Look Alike angeschafft. Diesen Kauf habe ich allerdings aus diversen Gründen bereut. Zum einen wurde in Folge dessen meine Kreditkarte gehackt. Zum anderen ist die Qualität super schlecht (und das bei einem Preis von 70 Euro). Der Schuh ist außerdem sehr unbequem, ich werde ihn deshalb wahrscheinlich verkaufen.
Meine Look Alikes von Isabel Marant gefallen mir hingegen nach wie vor sehr gut, leider finde ich sie nicht mehr. Ich würde sie allerdings weiterhin tragen. Ob ich sie mir noch mal kaufen würde, weiß ich nicht. Wahrscheinlich eher nicht. Das Gefühl ist eben doch ein anderes, wenn man sie trägt.
Teuer gleich bessere Qualität?
Damit sind wir auch schon bei einem großen Argument der “Originale Befürworter Fraktion”: Qualität. Dieses Argument wird allerdings zu Recht, häufig kurz nachdem es ausgesprochen wurde, in der Luft zerrissen, denn es stellt sich in der Tat die Frage, ob Qualität erst ab 500 Euro aufwärts zu haben ist.
Ich würde mal vermuten: Nein. NATÜRLICH kaufen wir bei Designerteilen IMMER den Namen mit und wer das allen ernstes verneint, lügt einfach. Es gibt mit Sicherheit sehr hochwertige, im besten Fall auch noch fair produzierte Pumps, zu einem guten Preis, auch ohne über 500 Euro ausgeben zu müssen.
Warum wollen wir die Originale?
Warum kaufen wir uns diese Schuhe dann nicht ganz einfach? Für mich persönlich ist DAS die zentrale Frage in dieser Diskussion. Wieso wollen wir alle das eine Teil haben? Weshalb ist es unser Ziel, in Folge dessen, alle gleich auszusehen? Warum kaufen wir uns nicht einfach Schuhe in guter Qualität, die eben nicht aussehen wie aus dem Hause Chanel? Mich hat diese Fragestellung wirklich sehr nachdenklich gestimmt, eben weil ich mich dabei ertappt habe, mein altes Credo NIE ein Look Alike zu kaufen, wenn ich mir das Original nicht leisten kann oder will, auf einmal über Bord geworfen habe.
Diese Kehrtwende kam ehrlich gesagt mit dem Start dieses Blogs. Alle posten ständig die neuesten Trendteile und zeigen damit ihren Followern und auch potenziellen Kunde, dass sie mega Up to Date sind und sich die Teile auch leisten können. Und die Leute wollen das sehen. Sobald ich meine Gucci Tasche auf einem Bild verlinke, schießen die Like Zahlen in die Höhe und jeder zweite Kommentar beglückwünscht mich zu meiner tollen Tasche. Fairerweise muss gesagt werden, dass mich auch super viele nach der Snake Print Tasche von Mango gefragt haben, aber es ist dennoch ein Trend erkennbar.
Modetrends und Must Haves
Nun stellt sich mir wiederum die Frage: Warum muss ich das mitmachen? Warum will ich die Chanel Pumps oder die Gucci Slipper auf einmal auch haben? Hier sind wir teilweise wieder beim Thema Entstehung von Modetrends und Must Haves, denn die Themen hängen natürlich unmittelbar miteinander zusammen. Man sieht 1000 mal einen bestimmten Schuh, merkt wie viel Zustimmung der Träger dafür erhält und denkt sich: Wenn ich den auch habe, bin ich genauso “toll”. Dass das eigentlich super langweilig ist, scheint irgendwie niemand zu merken.
Ich merke es jedoch mehr und mehr an mir selbst. ich habe ein Kleid von Zara, welches ich mir während des Höhepunkts des Hypes um dieses Kleid gekauft habe. Ich kann es ehrlich gesagt schon selber nicht mehr sehen, denn ich habe mich auf Instagram satt gesehen. Genau so geht es mir eigentlich auch mit meinen Look Alike Chloé Suzanna Boots, denn die kann ich auch nicht mehr sehen.
Sind Klassiker die Lösung?
Leider ist es ja auch so, dass Mode gerade so gehypte wird, dass selbst eine früher vielleicht mal sinnvolle Investition in einen “Klassiker” mittlerweile nahezu unmöglich ist. Die Firmen erkennen die Gunst der Stunde und schrauben ihre Preise jährlich in die Höhe. Chanel hat allein im vergangenen Jahr die Preise um 30 % erhöht. Das ist es, was mich oft davon abhält, in Klassiker zu investieren.
Wie kann es sein, dass eine Tasche jährlich teurer wird? Klar, ich weiß schon, Angebot und Nachfrage und bla, bla, aber möchte ich das wirklich unterstützen? Möchte ich im Vergleich dazu aber lieber nur noch auf Look Alikes zurückgreifen und, die vielleicht entscheidendste Frage: Wen interessiert das überhaupt?!
Wie wichtig sind mir Originale?
Hierzu kann ich wiederum nur für mich sprechen: Mich interessiert es. Ich fühle mich, wenn ich offensichtlich nachgemachte Dinge trage, irgendwie komisch. Das mag aber mit Sicherheit an meiner Liebe zur Mode und meiner Vergangenheit liegen.
Meine Oma hat mich schon seit ich denken kann, auf all die schlecht gefälschten “Louis” aufmerksam gemacht, welche so durch die Gegend getragen werden. Ich habe es also quasi schon mit der Muttermilch aufgenommen, dass offensichtlich gefälschte Ware nicht “gut” ist und dass man sich nur das Kaufen soll, was man sich leisten kann. Dabei kann es einem doch eigentlich total egal sein, wer welche Tasche trägt…
Auch hier stellt sich, wie so oft, die Frage: Wo anfangen??? Keine Ahnung wer den ersten Parka “erfunden” hat Wolford? Die Schweizer 😉 ? Ich weiß es nicht.
Bei klassischen Designs weiß man es allerdings in den meisten Fällen schon. Ich drehe mich im Kreis und komme zu keiner Lösung. Allerdings habe ich mir, wie schon so oft erwähnt, vorgenommen, nicht mehr SO sehr mit der Masse mit zu schwimmen und zu versuchen, einen ganz eigene Stil zu entwickeln.
Ich möchte in gute Qualität und gerne auch in “Klassiker” investieren, aber bitte zu dennoch einigermaßen “fairen” Preisen. Und ich möchte mir irgendwann die Frage beantworten können, warum wir alle, egal ob mit einem dicken Porsche, einer dicken Uhr oder eben dem “echten” Burberry Mantel andauernd anderen beweisen wollen, wie toll wir doch sind und wie viel Ahnung wie haben…
“So, jetzt bin ich aber super gespannt, was ihr über diese Diskussion denkt und freue mich mehr denn je über euer Feedback!
Kommentare ( 2 )
Sue
Liebe Neele,
du sprichst ein sehr kontroverses Thema an, zu dem jeder seine eigene Meinung hat. Auch ich habe gelernt, dass ein Look Alike oder gar ein FAke sehr peinlich ist, wenn er von anderen “entdeckt” wird. Bei mir war das vor allem in der Schule so, gerade bei Taschen – Wenn du einen Fake-Eastpack-Rucksack hattest, konntest du einfach nicht so cool sein wie jemand mit einem echten.
Heute ist der Grund für den Kauf von Originalen hauptsächlich, dass ich den “Erfinder”, der dieses Kleidungsstück ursprünglich entworfen hat, für seine geniale Idee belohnen will und ihm so meinen Respekt zolle. Gerade Mode ist ja Kunst und ein Designer ein Künstler.
Natürlich muss jeder auf seinen Geldbeutel achten, deswegen verzichte ich in der REgel auch darauf, ein Original zu kaufen, aber meistens verzichte ich dann auch auf das Look Alike, weil es mich doch nicht so wirklich überzeugt. Ich gebe aber auch zu, dass ich viele Look Alikes nicht erkenne, weil ich mich nicht so intensiv mit der aktuellen Mode beschäftige.
Offensichtliche Fakes gehen für mich aber gar nicht, da eindeutig versucht wird, seine Umgebung bewusst zu täuschen – da stecken meistens ein geringes Selbstbewusstsein und/oder sehr geringe Modekenntnisse dahinter – zum Beispiel bei stolz getragenen Rey-Berl-Sonnenbrillen.
Viele Grüße
Sue
Neele Hofmann
Danke für dein Kommentar liebe Sue! Du hast Recht, den Design Aspekt hatte ich gar nicht bedacht. Ich versuche auch wieder auf Look Alikes zu verzichten. Irgendwie fühlt es sich nicht “richtig” an, sie zu tragen… Ich erkenne auch nicht alle, aber manches ist schon sehr offensichtlich. Wahrscheinlich stimmt das schon, dass viele, durch das Tragen von Fakes, “dazu” gehören wollen… wozu auch immer, ist wohl eine andere Frage. Ganz liebe Grüße aus Freiburg und eine schöne Woche, Neele