Seit ich die tollen Pullover von Zue Anna während der Press Days in Berlin das erste Mal gesehen haben, habe ich mich auf diesen Beitrag gefreut. Die Marke ist nämlich etwas ganz besonderes und ich freue mich sehr, sie euch heute vorstellen zu dürfen.
Wollpullover = Gute Qualität = Gutes Gewissen?
Um ehrlich zu sein, hatte ich mir bis dato nie große Gedanken darüber gemacht, woher die Wolle in meinen Wollpullovern oder in meinen gefütterten Schuhen eigentlich stammt. Unfaire Arbeitsbendigungen, bedenklich Umweltbelastung, das sind Themen, an die man denkt, wenn man sein Konsumverhalten kritisch reflektiert. Natürlich bin ich gegen das Tragen von Echtpelz und das Züchten und Töten von Tieren nur zu diesem Zweck. Dass auch die Produktion von Wolle völlig indiskutabel ist, war mir allerdings nicht klar.
Das hat sich schlagartig geändert, als ich die Marke Zue Anna kennengelernt habe. Während der Press Days in Berlin haben wir bereits einen guten Einblick erhalten. Das Gespräch mit Gründerin und Inhaberin Zsuzsanna hat mich dann allerdings wirklich überzeugt und beeindruckt. Oder soll ich eher sagen schockiert und desillusioniert? Wahrscheinlich alles auf einmal. Aber am besten eins nach dem anderen:
Die Wahrheit über die Wollproduktion
In meiner Welt hatte ich bisher die Vorstellung, dass Wolle gar kein “schlimmes” Produkt sein kann. Die Schafe werden schließlich nicht getötet, sondern nur geschoren. Das kann ja wohl nicht so schlimm sein und weh tun schon gar nicht, oder? Das Gespräch mit Zsuzsanna hat mir dann allerdings ganz gewaltig die Augen geöffnet.
Die Realität sieht nämlich leider ganz anders aus: In der Theorie ist es natürlich so, dass die Schafe geschoren werden und ihnen das nicht weh tut. Die Praxis indes, ist heute eine andere. Mit dem Konsum wächst natürlich auch die Nachfrage nach guter Qualität und somit nach Wolle. Dass dieser ganze Bedarf nicht von glücklichen Schafen aus Deutschland oder Europa gedeckt werden kann, dachte ich mir schon. Dass Schafe allerdings so brutal geschoren werden, dass sie bluten, war mir neu. Da das Scheren aufgrund des Preisdrucks sehr schnell gehen muss, gehen die Scherer häufig sehr brutal vor. So brutal, dass häufig auch die Haut bzw. das Fleisch der Schafe verletzt wird. Scheren ist ein enormer Kraftakt. Will man schnell vorgehen, bleibt es gar nicht aus, dass man die Tiere verletzt. Dass diese Verletzungen so gravierend sind, finde ich allerdings mehr als bedenklich.
Leider ist das Scheren nur das Ende einer langen Kette von erschreckender Tierquälerei. Sie endet damit, dass die Tiere geschlachtet und gegessen werden.
Wolle von glücklichen Schafen
Einen Teil von diesen schlimmen Prozeduren kannte Zsuzsanna bereits, als sie sich auf die Suche nach einem Wollpullover von “glücklichen” Schafen machte. Erschreckender Weise wurde sie NIRGENDS fündig. Daraufhin beschloss sie, ihren eigenen, fairen Wollpullover von glücklichen Merinoschafen herzustellen.
Das Ergebnis ist absolut überzeugend. Ich liebe den Pullover (*Press Sample) und trage ihn mega gerne. Zu wissen, dass hierfür kein Tier, kein Mensch und auch nicht die Umwelt leiden musste, ist unbeschreiblich. Zsuzsanna hat mir ihrer Wolle übrigens einen weltweit einzigartigen Standard geschaffen, kein anderes Produkt ist so “fair” wie ihres.
Sie musste dafür weit reisen und hatte schon fast aufgegeben, als sie “ihren” Farmer in Australien fand. Er war bereit, das Projekt mit ihr gemeinsam umzusetzen. Was ich nicht wusste: Deutsche Schafe sind für die Produktion von weicher Merinowolle leider ungeeignet. Zsuzsanna musste deshalb den weiten Weg bis ans Ende der Welt auf sich nehmen, aber es hat sich gelohnt.
Das Besondere an der Produktion ist, dass die Tiere von der Geburt bis zum Tod in tiergerechten Verhältnissen leben. Das heißt, ihnen werden weder die Hörner noch die Schwänze abgeschnitten, sie werden nicht mit Antibiotika vollgepumpt und vor allem: Sie werden tierwürdig geschoren. Beim sogn. “Slow Shearing” wird sehr langsam geschoren und der Scherkopf wird beim kleinsten Widerstand abgesetzt. Anders als beim “normalen” Scheren, wo die Scherer dann einfach die Haut bzw. das Fleisch der Tiere verletzen.
Um ein glückliches Schafleben zu führen, verfügen die Tiere außerdem über viel Platz. Besonders süß finde ich, dass die Tiere auch ihre Rente in aller Ruhe genießen dürfen. Um das zu ermöglichen fließt ein Teil jedes verkauften Pullovers in eine sog. Rentenkasse. Die Tiere verbringen ihre letzten Jahre dann auf einer Art Gnadenhof.
Das aller schönste finde ich neben den tollen Bedingungen für die Tiere und übrigens auch für alle weiteren Beteiligten an der Prdukton eines Pullovers, dass jeder Pulli mit einem Code versehen ist. Anhand dessen kann man genau nachvollziehen von welchem glücklichen Schafe der eigene Pulli stammt. Super goldig, oder?
Ein faires Produkt von der Wolle bis zum Konsumenten
Die Fairness hört zum Glück nicht bei der Produktion der Wolle auf. Die Pullover werden in kleinen Qualitätsbetrieben in Italien fertiggestellt. Am Ende wird alles von Hand vernäht. Die Pullover sind außerdem sehr fair zu unserer Natur. Verarbeitet werden nur Materialien und Chemikalien, die nicht umweltschädigend sind. Anders als bei handelsüblicher Ware, werden keine Metallkomplexfarbstoffe verwendet. Durch eine hauseigene Kläranlage wird außerdem sichergestellt, dass keine Chemie in die Umwelt gelangt.
Ihr seht, ich bin wirklich völlig begeistert. Zum einen vom Produkt und der Geschichte dahinter, zum anderen von Zsuzsanna und ihrem unfassbaren Mut. Wie mega cool ist es, einfach mal Dinge zu wagen und anzupacken anstatt immer nur darüber zu lamentieren, wie schlecht die Welt ist. In unserem Telefonat konnte sie mich, als ich mein schlechtes Gewissen über mein eigenes Konsumverhalten äußerte, zum Glück beruhigen: Man kann nicht alles auf einmal ändern. So viele Schafe hat die Welt gar nicht. Aber einen Anfang zu machen und sein Konsumverhalten regelmäßig kritisch zu hinterfragen, ist auf jeden Fall schon mal ein wichtiger, erster Schritt.
Die Welt braucht jedenfalls unbedingt mehr Menschen wie Zsuzsanna, die einfach mal etwas wagen und so tolle, hochwertige und dann auch noch moderne und tragbare Produkte herstellen. Bitte, bitte mehr davon!
Mein Outfit
So und damit zurück auf den Boden der Tatsachen, nämlich meinem Look:
Natürlich trage ich absichtlich eine Schaffell-ähnliche-Jacke, ich dachte, das sei ganz witzig. Ja, Neele… Sehr witzig 😉 😉
Spaß beiseite, das Thema ist ja leider sehr ernst. Die Jacke ist natürlich in keinster Weise fair produziert, sondern von Zara… Wie gesagt, irgendwo muss man anfangen. Wenn es mehr faire, bezahlbare, moderne und gut sitzende Mode gäbe, würde ich diese auch liebend gerne kaufen, doch leider ist das (noch) nicht der Fall. Bis dahin bleibt uns nur, jeden Kauf kritisch zu hinterfragen und so oft es geht auf Second Hand Shopping zu setzen. Oder einfach weniger zu kaufen…
Aufgrund dessen trage ich außer der neuen Jacke auch nur Oldies but Goldies: Die Jeans habe ich selbst abgeschnitten, sie ist von Mango. Die Schuhe sind meine liebsten Stiefeletten diese Saison, sie sind von Ash. Die Tasche ist aus der letzten Saison von Mango, die Sonnenbrille ebenfalls, sie ist von Céline.
Shop the Look
Wie findet ihr das Projekt und kauft ihr regelmäßig faire Mode?
In liebevoller Zusammenarbeit mit Zue Anna.
Kommentare ( 10 )
Daniela
Hallo Neele,
das Projekt finde ich total interessant. Ich kaufe eigentlich sehr bewusst ein, aber leider immer noch viel zu selten faire Mode. Da muss ich mich an der eigenen Nase packen 😉
Wir haben gestern spontan entschieden, Silvester in Freiburg zu feiern.
Hast Du Tipps? Gibt es ein Feuerwerk? Ein schönes Restaurant für den Silvesterabend?
Liebe Grüße
Daniela
Neele Hofmann
Liebe Daniela, ja, das geht mir auch so… Bei Lebensmitteln ist es finde ich echt super einfach, darauf zu achten. Bei Mode hingegen habe ich auch noch viiiiel Luft nach oben…
Zu Silvester: Schön, dass ihr hier seid! Es gibt ein großes Feuerwerk am Schlossberg. In der Stadt wird natürlich auch überall geböllert… Restaurants gibt es viele, aber ich glaube, da müsst ihr sehr schnell sein. Am Waldsee und im Hermann ist es zum Beispiel ganz cool. Kommt darauf an, was ihr sucht. Partys sind auch in der ganzen Stadt. Also es ist überall was los. 🙂 Liebe Grüße Neele
Daniela
Wow, ich dachte bisher auch nicht, das Wolle so böse ist. Es ist wirklich schön zu sehen, dass es immer mehr nachhaltige und faire Kleidung gibt 🙂 Und die Teile, die du da kombiniert hast, machen wirklich einen tollen Look!
Liebst Daniela
von http://cocoquestion.de
Neele Hofmann
Vielen lieben Dank! Ich wusste es wie gesagt auch nicht und finde es mea schlimm… Hoffentlich gibt es ganz schnell ganz viel faire Mode 😉 Liebe Grüße Neele
Melli
Ich finde solche Projekte großartig und fände es wundervoll, wenn es mehr davon geben würde. Ich selbst versuche, wenn möglich auf faire und nachhaltige Mode zu setzen und möglichst wenig Fast Fashion zu konsumieren, das gelingt mir allerdings auch nicht immer gleich gut. Manchmal muss es eben ein bestimmtes Teil sein, auch wenn es eigentlich nicht richtig ist…
Aber lieber man fängt irgendwo an, beim Essen bin ich da auch recht konsequent, zumindest wenn es um tierische Produkte geht… als es gar nicht zu versuchen. Jeder Schritt in die richtige Richtung ist gut!!
Liebste Grüße an dich und danke fürs Vorstellen <3
Neele Hofmann
Vielen Dank meine Liebe! Ich finde auch, jeder Schritt in die richtige Richtung ist schon mal gut… Man kann ja auch schlecht alles auf einmal umstellen. Ich hoffe, dass es immer mehr tolle Labels mit schöner, bezahlbarer Mode geben wird. Die liebsten Grüße zurück, Neele